Exakt zeichnen

Philippine Heering

Genau, originell, exakt, lebendig; Begriffe, die Philippine gefallen hätten. Ihre Illustrationen, Bilder, Zeichnungen waren davon beseelt. Als ich sie Anfang der 70er Jahre kennen lernte hatte sie ihr Studium des Zeichnens nach der Natur in Arnhem schon hinter sich, spielte sehr gut Querflöte, war eine Kennerin der alten, aber auch besonders der zeitgenössischen Musik. Ein Seminar bei John Cage war ihr auch in späten Jahren noch sehr inspirierend gegenwärtig.

 

 

Ihre Bilder, ihre Kunst gehörten in den 70er Jahren zum Außergewöhnlichen in Deutschland. Die abstrakte oder abstrahierende Kunst war so dominant, dass bisweilen das exakte Zeichnen vergessen wurde. Nicht so in Holland (wo sie herkam) oder in England; aber die Exaktheit braucht auch seine Arbeitszeit. Die erste umfassendere Ausstellung war 1972 in Kochel, wo sie damals lebte.

 



 

In meinem Büro wurden Bücher für internationale Verlage entwickelt, gestaltet und produziert und es wurde für mich wichtig, Philippine und Ihre Arbeit dafür zu gewinnen. So erschien eine Reihe von Biotop-Kinderbüchern. Ein Team wurde gegründet, die »Groene Groep« in Den Haag. Sie bestand aus niederländischen Illustratoren, die sich einen biologischen Berater leisteten. Die Pilotausgaben (sechs verschiedene Bände) erschienen 1978 bei Uitgeverij A.W.Bruna & Zoon in Utrecht unter dem Direktor Joost C. Bloemsma. Sechs andere Sprachausgaben folgten (deutsch bei Stalling).

 

 


Für kleine Kinder begann Philippine 1986 eine Reihe mit dem ersten Band »Im Haus«, das beim Herold Verlag, Stuttgart erschien (Niederländische Ausgabe bei Gottmer, Harlem).

Illustrationen für Belletristik interessierten Philippine besonders. Für eine neue Ausgabe Ludwig Renns »Nobi« schuf sie 10 Zeichnungen und die Umschlagillustration (tende 1982).

 

 

Vermutlich nicht gehoben ist der Schatz ihres Zyklus über Göttinnen. Und ihre Gedichte dürften auch nur einem kleinen niederländischen Publikum bekannt sein. Zeichnungen für archäologische Teams dürften den Weg in die wissenschaftliche Literatur gefunden haben. Ihre persönliche Bescheidenheit stand oft im Gegensatz zu Ihrer akribischen Verwirklichung von Qualität und ihrer selbstbewußten, auch sozialen Stärke.


 

Philippine Heering, oder wie sie später hieß Suzanne Brand, lebte in den Niederlanden, aber dazwischen auch in Peru, Deutschland und Israel. Sie starb am 16. Mai 2017, wie ihr Sohn Reinout van Gendt mitteilte.