Karrierebilder

Folgen des Seminars »Typografie intensiv« heute

Das Seminar »Typografie intensiv« (früherer Titel »Jahreskurs Typografie«) wurde 1990 gegründet. Ähnliche Ausbildungen gibt es nicht  und so ist es nicht verwunderlich, dass das Seminar zu Karriere-Erfolgsgeschichten beitrug. So beim Schriftsetzer Stefan Engelhardt, der nach dem Seminar in Basel (Schule für Gestaltung) studierte, bei Rolf Müller arbeitete und schließlich mit seinem Büro in Mühldorf die ostbayerische Typografie-Szene erheblich veränderte.  Oder die gelernte Offsetdruckerin Cilly Klotz, die nachhaltig die typografische Qualität z.B. beim Prestel Verlag als Art Director hochhielt.

Ob in Verlagen, Gestaltungsbüros oder als Selbständige, ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind in der Gestaltungsbranche gut und sichtbar verankert. Manche arbeiten in Positionen, die über Gestaltung entscheiden. Einer leitet die deutsche Niederlassung eines italienischen Medienhauses, eine Andere war in der Personalberatung führend, eine weitere leitete einen Buchverlag, noch ein anderer ist Pfarrer in der evangelischen Kirche. Es sind also nicht nur Grafiker oder Quereinsteiger, die am Seminar »Typografie intensiv« teilnehmen, sondern auch Entscheider, Lektoren, Redakteure und artverwandte Berufe. Immer wurde Typografie und Gestaltung ein wichtiger Aspekt. Und besonders darf ich diejenigen erwähnen, die sich in Folge der Seminarteilnahme ehrenamtlich in der Typographischen Gesellschaft München e.V. so dankenswert engagiert haben: Helga Schörnig, Peer Koop, Christiane Gerstung, Julia Hoffmann, Dr. Nora Tahy, Catherine Avak, Katherina Zöllner, Manuel Kreuzer, Alain Wohlfahrt, Victoria Sarapina, Petra Marth.

 

Die Universelle

Dagmar Reiche ist Autorin, Lektorin, Künstlerin (BBK) und Ärztin und besitzt einen Master of Arts in Arts and Design. Sie nahm 2015 bis 2017 am Seminar teil. Sie schreibt: »Das Seminar »Typografie intensiv« hat mich auf vier Ebenen beeinflusst.

Fachliche Ebene. Ich lerne gern und gucke gern über und unter Tellerränder. Ich liebe es, Dinge zu verknüpfen, Vergangenes  und verschiedene Blickwinkel anzuschauen, um für die Zukunft zu lernen. Das weckt Kreativität, die aufbauend auf Wissen erst richtig sprudeln kann. Gestaltung und Kunst sind eingebettet in die Kulturgeschichte; ich finde es wichtig, diese Verortungen zu kennen, um neue Flächen erschließen zu können. Dies und viel mehr habt ihr uns vermittelt.

Ebene der Selbstvergewisserung: Es hat mir gut getan zu sehen, dass ich selbst schon einen großen Wissen- und Erfahrungsschatz mitbringe. Diesen in die Gruppe einbringen zu können, zu merken, dass ich auch anderen ein Stück mitgeben oder sie inspirieren kann, war wunderbar.

Diskussionsebene: Die Hausaufgabenbesprechungen waren für mich ganz besondere hilfreiche Lebenserfahrungen. Zu merken, dass es für eine Aufgabe nicht DIE eine Lösung gibt. Sondern zahlreiche Konzeptansätze, von denen auch viele gleichwertig nebeneinander bestehen und argumentiert werden können. Ein stetiger Inspiationsquell. Das macht es einfacher mit ablehnendem Verhalten bei Kunden umzugehen.

Menschliche Ebene: Dagmar und du und die Gruppe – es waren zwei tolle Jahre mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Der Austausch war befruchtend, intensiv und auch sehr wertschätzend. Und oft auch emotional (im positiven Sinn).

Kreative Ebene: Ich fand es wunderbar, mich beim Abschlussprojekt so richtig austoben zu können. Und alles, was ich kann und liebe (Konzept, Text, Illustration, Buchgestaltung, Papierarbeiten), in einem freien Projekt unterzubringen«. 

In der Zeit des Seminars begann parallel ihr künstlerisches Schaffen intensiver zu werden. Sie bemerkte, dass sich viele Konzepte aus der Gestaltung in der Kunst finden (und umgekehrt): Die Prinzipien von Komposition, Hell und Dunkel, Rhythmus, Farbe, Blickführung –  all das, was im Design, bei der Typografie und bei der Buchgestaltung wichtig ist und im Seminar vermittelt wird, ist genauso bei der Bildgestaltung essentiell. Besonders glücklich macht sie, dass sie jetzt all diese Dinge verbinden kann: beim Malen und Arbeiten mit Papier, in ihrer Galerie, in der Hängung eigener Kunstwerke oder der Kuratierung anderer Ausstellungen.

designreiche.de

 

 

 

Die Herstellungsleiterin

»Ich weiß es noch genau, als ich damals, es war im Herbst 1990, den Jahreskurs … begonnen habe. Es gab noch keine Macs oder sonstigen Gerätschaften dieser Art und wir kopierten wie wild Blindtexte in allen Größen, schnipselten diese fleißig aus, schoben die Zeilen bald hierhin und bald dorthin, bis man das Gefühl hatte, so jetzt stimmts. So soll ein Kapitelanfang aussehen und nicht anders. Und so ein Kunstplakat, ein Gedichtsatz oder eine Einladungskarte. Oder man platzierte einfach nur einige schwarze Quadrate, damit sie auf dem weißen Papier Spannung erzeugen. Dann wurde alles ausgebreitet und man diskutierte eifrig in der Runde. Ich habe mich am Anfang immer gefragt, warum meine Einladungskarten so unfassbar langweilig aussehen und die von meinem Tischnachbar um so vieles spannender. Ich begriff, dass man mit ganz einfachen Mitteln viel mehr Spannung auf einer Seite erzeugen kann. Meine ganze Erfahrung aus dem Jahreskurs Typografie möchte ich nicht missen. Hier wurden meine Sinne für gute Typografie geschärft. Seit jener Zeit bin ich den Büchern und deren Gestaltung hoffnungslos verfallen«.

Katrin Jacobsen begann ihre Laufbahn als Herstellerin bei Schneekluth Verlag und den S. Fischer Verlagen. Danach übernahm sie die Herstellungsleitung erst beim Umschau Verlag und wechselte dann zur Büchergilde Gutenberg in Frankfurt. Dann kam der Wechsel nach Berlin zum Aufbau Verlag (dort verantwortete sie auch die Bücher der Anderen Bibliothek). Heute leitet sie die Herstellungsabteilung des Verlags Kiepenheuer & Witsch in Köln.

 

Die Verlegerin

Bei Anne Dreesbach, die 2009 bis 2012 am Seminar »Typografie intensiv« teilnahm, wurde ihre Begeisterung für Typografie und vor allem Buchgestaltung enorm verstärkt. Sie beschloss die Typografie auch zu einem Schwerpunkt im von ihr geleiteten August Dreesbach Verlag zu machen. Seither ist viel passiert: Es wurden zahlreiche Bücher zum Thema Typografie publiziert, darunter die Neuauflage des Grundlagenwerks »Typografie intensiv« von Rudolf Paulus Gorbach oder auch »Fallen« von Hans-Jörg Pochmann (Gestaltung, Konzept), Gesine Palmer und Gian-Philip Andreas (Texte), das 2013 von der Stiftung Buchkunst mit der »Goldenen Letter«, dem Preis für eines der »Schönsten Bücher aus aller Welt« ausgezeichnet wurde. Und Anne Dreesbach selbst hat sich auch unter die Buchgestalter begeben: Zusammen mit Manuel Kreuzer gestaltet sie die Reihe »Typotopografie Das Magazin zu Gestaltung, Typografie und Druckkunst in urbanen Zentren«, in der bisher schon  10 Folgen erschienen sind. Daneben ist sie auch als Buchgestalterin tätig.

info@augustdreesbachverlag.de

 

 

Gestalterinnen und Gestalter

Um authentische Gestaltung für Unternehmen geht es Catherine Avak. Ein lebendiges Buch über die Stadt Iphofen mit einem klaren Konzept und einer schönen Gestaltung ist entstanden. Vier Ebenen sind deutlich geworden:

1. Daten, Fakten, Pläne zur Geschichte der Stadtsanierung;

2. Emotional ansprechende Bilddoppelseiten verdeutlichen, wie die Stadt sich entwickelt hat;

3. Bürger, die aktiv an den Veränderungen ihrer Stadt beteiligt waren, wurden von Catherine Avak (Fotografie) und Daniela Röllinger (Text) porträtiert.

4. Zitate von Architekten und Philosophen zeigen, welche Bedeutung Stadtplanung für die Entwicklung von Stadt und Welt einnimmt.

Gesetzt aus der Arventa Sans von Ingo Preuß und Novel Pro von Christoph Dunst.

Catherine Avak, die 2007 bis 2009 am Seminar »Typografie intensiv« teilgenommen hat, hat auch die Prager Fotoschule absolviert und ist Gastdozentin im Seminar.

by-avak.de

 

 

 

Irene Wendler in Hamburg beginnt ihre Website: »Es kommt auf die Details an: Gestaltung, Typografie, Farbwelt und Bildsprache müssen harmonieren und im Zusammenspiel funktionieren.« Sie erklärt Typografie zu ihrer Herzensangelegenheit und sieht Typografie als ein wichtiges Fundament, auf dem ihre Gestaltung und Arbeit fußt. »Während ich zuvor zumeist aus dem Bauch heraus gestaltet habe, kann ich es jetzt zusätzlich begründen, was die Qualität hoffentlich erhöht«. Das Seminar »Typografie intensiv (2013 bis 2015) hat ihre Begeisterung für Typografie vertieft und mit Wissen gefüllt, so dass Typografie darüber ein viel wichtigerer Bestandteil von Gestaltung, egal ob Web oder Print, geworden ist. 

www.fragmentdesign.de

 

 

Dennis Schmidt nahm 2013 bis 2015 am Seminar »Typografie intensiv« teil. Dabei wurde seine Begeisterung für Typografie und Gestaltung noch stärker.

Den Jahresrückblick der Süddeutschen Zeitung begleitet er schon lange als Layouter. 2012 wurde das Magazin von Christian Tönsmann neu gestaltet. Es wurde konzentrierter und auch inhaltlich anders gewichtet. Mit mehr Raum für Typografie – im klassischen Satz, eng verflochten mit Bildern oder als originäres Gestaltungselement. Etwas, das zu Dennis Schmidt gut passte. Gestalten mit Typografie, nur mit Farben und Zeichen.

endusted.com

 

 

Im September 2016 bis August 2017 gestaltete Manuel Kreuzer unter »Passau Posters« einmal wöchentlich ein Poster zu einer von ihm ausgewählten Veranstaltung in und um Passau. Die Gestaltungsregeln sollten einfach sein: ausschließlich in schwarz/weiß und rein typografisch. Im Projekt wurden gestalterische Grenzen zwischen Auffälligkeit und Lesbarkeit ausgelotet, und es wurde gezeigt, wie wirkungsvoll Schrift und Typografie sind – ohne Bild und ohne Farbe. 52 Plakate sind entstanden. Die Ergebnisse hat Manuel Kreuzer regelmäßig auf der Website www.passau-posters.de kostenlos zum Download bereitgestellt. Es folgten eine Ausstellung in Passau, sowie eine Poster-Animation, zusammen mit Johannes Geier und Andreas Pfeiffer.

»Die Ausbildung bei Rudolf Paulus Gorbach hat mich sehr geprägt. Ich habe mich gestalterisch stark weiterentwickeln  und gleichzeitig die Liebe zu Schrift und Typografie erfahren dürfen. Seitdem lege ich in meiner Arbeit ein ganz besonderer Fokus auf die Typografie«, so Manuel Kreuzer.

Nach der Ausbildung im Seminar »Typografie intensiv« ging er für ein Zusatzstudium an die Hochschule der Künste (ZHdK) in Zürich.

www.mkreuzer.de

 

 

»Bereits während dem Seminar wurde mir klar, wie vielseitig die Herangehensweisen in gestalterischen Prozessen sein können. Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht – schlussendlich soll der Inhalt in die Form gebracht werden, in der der Betrachter die Botschaft versteht. Ansichten und Geschmäcker sind verschieden. Das begleitet mich bis heute. Aus meiner Sicht sind die Unterschiedlichkeiten sehr wertvoll in der Zusammenarbeit«.
Marisa Müller, St.Gallen

 

Andreas Willisch, der 2002 bis 2004 am Seminar teilgenommen hatte:

»Der Wein soll rausschauen können«, sagt die Winzerin Bärbel Hofmeister. Und die Farbe des Weins ist selbst ein Element der Gestaltung, was die Gestaltung stark verändern kann. Für Willisch, der während unseres Seminars Drucktechnik studierte und auch diplomierter Druckingenieur wurde, ist auch wichtig, dass auf den Weinetiketten mehrere Verfahren des Drucks und der Veredelung stattfanden: Digitaldruck HP Indigo, Reliefprägung mit transparenter Folie, Heißfolienpägung und Flexodruck.

andreas.willisch@arcor.de

 

Michael Helminger  aus dem Seminar 2007 bis 2009: »Perspektive gestalten: Der Jahreskurs lieferte mir ein verlässliches Koordinatensystem rund um das Thema Gestaltung und Typografie. Seitdem habe ich mich mit vielen Einzelthemen vertiefend beschäftigt. Ohne den Jahreskurs wäre diese Beschäftigung fragmentarisch geblieben. Dadurch ist mir erst richtig bewusst geworden, dass Gestaltung und Inhalt ein unzertrennliches Paar sind und dass gute Gestaltung immer etwas mit Bezügen und Folgerichtigkeit in der Wahl der Mittel  zu tun hat. Diese Erkenntnisse faszinieren mich auch heute noch und haben damit nicht nur meine persönliche Arbeitsweise entscheidend verändert, sondern auch die meiner ganzen Firma«.

www.scarabaeus.de

 

 

Bevor Martin Reiprich aus Leipzig den Jahreskurs bei Gorbach-Seminare besuchte, entschied er sich bei Gestaltungs- und Typografiefragen oft aus dem Bauch heraus. »Der Jahreskurs hilft mir, die Gestaltung und Typografie meiner Projekte mit Bedacht zu erarbeiten. Ohne die dort erlernten Fähigkeiten wäre es mir wesentlich schwerer gefallen, mich als freier Grafiker selbständig zu machen und am Markt zu bestehen.

designplanung.com

 

 

Bereits als präzise Schriftsetzerin kam Waltraud Hofbauer 1992/1993 ins Seminar. Ein Beispiel von ihr ist der Jahresbericht für das Haus IFMO, Initiative für Menschen ohne Obdach e.V. in einer kostengünstigen kleinen Auflage im Digitaldruck produziert. Gesetzt aus der Thesis Serif und der Corpid von Lucas de Groot in Hofbauers äußerst exakter Satzarbeit (Mikrotypografie gilt hier wirklich etwas!). Beispiele von 2010 bis 2016 mit Fotos der Hausbewohner in Freizeitaktivitäten.

Der Verein IFMO versteht sich als »Brücke von der Obdachlosigkeit in ein selbstständiges Wohnen und Gestalten des eigenen Lebens; eine gemeinsame Spurensuche, weg von Obdachlosigkeit und Alkohol, hin zu einem sinn-erfüllten Leben«. Der Jahresbericht dient dieser Aufgabe. Waltraud Hofbauer hat über Jahrzehnte zahlreiche Projekte mit dem Büro Gorbach gesetzt und mitgestaltet.

hofbauer-typo.de

 

 

Die Galeristin

Als Quereinsteigerin (von der Architektur zur Digitalfotografie in einem Reprobetrieb) hat Jeannette Zimmermann immer wieder versucht, die Gestaltungsarbeiten zu übernehmen und voranzutreiben. So hat sie learning by doing betrieben, fand aber, dass ihr die Grundlagen fehlten. »Durch den Jahreskurs – der mir sehr gelegen kam, da er einem kleinem Grafik-Studium gleicht, das aber neben der Arbeit mit sehr viel Spaß bewältigt werden kann – habe ich einen großen Sprung nach vorne getan«. Jeannette Zimmermann übernahm neben ihrer Tätigkeit als Galeristin Gestaltung und Satz der Kunstkataloge einer internationalen Galerie für zeitgenössische Kunst.

zimmermann.jeannette@t-online.de

 

 

Für Signaletik / Orientierungssysteme

Alain Wohlfarths Unternehmen »richtungspfeil« in München hilft, dass »Kunden den Eingang finden« mit Beschilderungen zur Orientierung. Für ihn gibt es wichtige Orientierungen aus seiner Teilnahme am Seminar 2013 bis 2015: »Abseits des Bildschirms gibt es bei mir jetzt mehr Ausdrucke und ich präsentiere viel mehr in gedruckter Form, die auf Karton aufgezogen werden, damit die Kunden etwas in der Hand haben und vergleichen können oder es an die Stelle halten, wo es später realisiert wird. Diese intensive Auseinandersetzung mit anstehenden Projekten, eine umfangreiche Recherche und die daraus resultierende Herleitung wie es zu der Gestaltung gekommen ist habe ich früher nicht gemacht. … Ich bin persönlich gewachsen und konnte aus dem Seminar eine gehörige Wertschöpfung erzielen«.
www.richtungspfeil.de

 

 

Die Designerin

Claudia Böhm war, während sie am Seminar teilnahm, bereits Leiterin eines Creative Department auf Unternehmerseite und ist heute Inhaberin eines sehr erfolgreichen Textil Design Studios in München.

»… durch Ihren Kurs habe ich nach jahrelanger Suche zwischen Graphik Design, Illustration sowie natürlich Typographie meinen persönlichen gestalterischen Schwerpunkt gefunden. Die Anregungen durch Diskussionen, Aufgaben und Ausblicken im Rahmen der Schulung ließen mich das Thema »endlose Muster / Rapporte« entdecken.  Ihre Arbeitsweisen sowie Ihre Persönlichkeit haben mich tief beeindruckt …«

info@primuspattern.com

 

 

Der Illustrator

Reinhard Blumenschein sieht seine Position vor dem Kurs 2002: Selbstständiger Illustrator. Nach dem Kurs 2004, Position heute: Selbstständiger Grafiker und Illustrator.

»Durch mein Kommunikationsdesign-Studium hatte ich bereits eine typografische Wissensbasis. Von der Vertiefung  der Kenntnisse über Typografie und Gestaltung und deren Anwendung in realitätsnahen Übungen habe ich Sicherheit sowohl bei Entwurf und Realisierung von Grafikdesignprojekten als auch in der argumentativen Auseinandersetzung mit dem Kunden gewonnen. Durch die Beschäftigung mit Fragen des Zusammenspiels von Text und Bild profitierte ich auch in meiner Tätigkeit als Illustrator«.

Blumenschein.com

 

 

Der Professor für Typografie

Michael Wörgötter, der 1992 bis 1993 am Seminar teilgenommen hatte, ist neben seiner Professur für Typografie und Editorialdesign in Augsburg auch als Schriftgestalter und Buchgestalter tätig.

Seine neuesten Projekte sind unter anderem die (digitale) Veröffentlichung des Redesigns der Genzsch Antiqua, einer der bedeutendsten Textschriften des beginnenden 20. Jahrhunderts. Und mit einer Kollegin aus Dresden arbeitet er gerade an einer größeren Publikation: »Bleisatz reloaded« – ein Werkstattbuch. Das zeitgemäße Fachbuch zum Bleisatz und Buchdruck.

typoinform.de

 

Die Bleisetzerin

Ob mir meine Mutter bereits Buchstaben in die Wiege gelegt hat, ist nicht belegt, aber sicher ist, dass sie mir die Leidenschaft für Buchstaben und Gestaltung vererbt hat. Es war daher eine logische Schlussfolgerung, dass auf meiner Lebensliste als Grafikerin noch ein Typografie-Studium stand. 2015 war es so weit und mit den beiden Jahren »Typografie intensiv« bei Rudolf und Dagmar Gorbach wuchs meine große Leidenschaft für Schrift. Seither denke ich in Rastern, Antiqua und Grotesken, sehe zunächst die Buchstaben, dann erst den Textinhalt, bin entzückt von wohlgeformten Lettern und stolpere hier und da über gelungene oder auch fehlerhafte Mikrotypografie.
Das Gestalten mit Schrift nimmt in meiner täglichen Arbeit deutlich mehr Raum ein als vorher und es geht sogar noch weiter. Um Lettern richtig zu »begreifen«, erlerne ich das alte Handwerk der Schriftsetzerin im Hamburger Museum der Arbeit. Inspiriert von dem ›Verein für die Schwarze Kunst‹ startete ich unabhängig und eigenfinanziert 2019 meine »TypoWalz«. Dazu reise ich im Land umher, um das vom Aussterben bedrohte Handwerk von möglichst vielen noch lebenden Schriftsetzern und Schriftsetzerinnen in traditionellen Setzereien, Druckereien und Fachmuseen vor Ort zu lernen und meine Kenntnisse und Erfahrungen zu vertiefen und bestenfalls weiterzugeben.
Eine typografische Reise, deren Ende nicht in Sicht ist – Danke Rudolf, Danke Dagmar.
Jana Madle-Elmerhaus, www.pixundpinsel.de



 

Die Ghostwriterin 

»Für mich als Ghostwriter haben sich die »Nebenwirkungen« des Seminars am stärksten ausgewirkt:  Es sind tiefe Freundschaften entstanden, sehr schöne gemeinsame Projekte, ich erlebe eine kontinuierliche gegenseitige Unterstützung.  Ich gebe heute meine Manuskripte »satzreif« ab, weil ich die Gestaltung durchgehend mitdenke. Man kann sich das vorstellen wie eine Partitur: Ich liefere nicht nur Noten, sondern auch Hinweise zur gestalterischen Interpretation. Oft werden die Ideen aufgegriffen, manchmal auch nicht - dann habe ich es wenigstens versucht«.

Anne-Jacoby.de 

 

Die Agenturchefin

»Eigentlich vergeht kein Arbeitstag, an dem ich nicht an irgendetwas aus dem Kurs denke«, schreibt Astrid Benkler, die am Seminar 2015 bis 2017 teilgenommen hat. »Der Kurs hat sich SEHR STARK auf meine Arbeit ausgewirkt und zwar ausschließlich positiv«.
Sie kann die Arbeiten in ihrer Agentur noch besser beurteilen, fühlt sich dabei »absolut sicher« und kommt so zu noch besseren Ergebnissen. »Ich kann das, was wir tun, »verargumentieren« und unsere Kunden schätzen das«. Ihre kritischer Blick auf die Mikrotypografie ist innerhalb der Prüfungskommission der IHK Passau bereits bekannt. 

Einige Kernsätze:
- Weißraum muss man aushalten (und der Kunde sich leisten) können.
- Die Proportionen zueinander müssen stimmen.
- Passt die Schrift zum Thema?
- Erst mal recherchieren, dann skribbeln, danach erst an den Computer.
- Perfektion ist dann erreicht, wenn man nichts mehr weglassen kann.
- Mikrotypografie darf man nicht ignorieren.
- Und: Raster, Raster, Raster! (mein Lieblingsthema)
benkler.com

 

 

Der Redakteur

Max Voigtmann ist freiberuflicher Redakteur und Grafiker in München und nahm 2002 bis 2004 am Seminar teil. »Der Jahreskurs schärft die Sinne, damit man unter den hundert Möglichkeiten, etwas zu gestalten, die hunderterste findet. Es geht nicht darum irgendwelche Dogmen auswendig zu lernen, sondern die Wahrnehmung für Ästhetik und Funktion zu schulen. Sich auch im Alltagstrott immer wieder daran zu erinnern, was  Typographie leisten kann, ist die Lehre, die ich aus dem Jahreskurs gezogen habe«.

Max Voigtmann.de

 

 

Die Kunst

Bei Agnes von Rogister, die 2011 bis 2013 am Seminar teilgenommen hatte, zeigt sich, dass Grafidesigner auch oft künstlerisch tätig sind. Die Schwelle zur freien Kunst ist oft niedrig. Bei Agnes von Rogister fallen Zeichnungen auf, die durchaus etwas mit Buchstaben, Typen zu tun haben könnten. Solche Ergänzungen zu einer strengen Typografie sprengen positiv den Rahmen des Angewandten.

rogister-design.de

 

 

Die Buchherstellerinnen

Danai Afrati (Ti 12)  hat mit einer Analyse und der darauffolgenden Verbesserung eines Rasters im Schulbuch das Seminar abgeschlossen. Es ging um eine Analysearbeit, die in der Praxis anspruchsvoller Buchgestalter gut gebraucht werden kann. »Für alles was ich lernen durfte, bin ich umfassend dankbar.  Insbesondere über die gute Zusammenarbeit im Team, die vielen Beispiele und Übungen und das aufschlussreiche Feedback … und die geballte Erfahrung und das Hintergrundwissen …«

afratidanai@gmail.com 

 

 

»Der Jahreskurs war sehr hilfreich für meine gestalterischen Aufgabengebiete und auch das Nachholen eines Grafik-Studiums. Die erworbenen Kenntnisse in Typografie und Gestaltung komplettieren mein Aufgabengebiet bei dtv als Gestalterin und Produktionerin in der Coverabteilung.“
Julia Sophia Hegele, dtv, München

 

»Trotz meiner fundierten Ausbildung als Schriftsetzerin habe ich im Jahreskurs noch vieles dazugelernt. Die eineinhalb Jahre haben meine Augen geschult: Ich blicke neugierig und gleichzeitig kritischer als vorher auf Zeitschriften am Kiosk, auf Ausstellungskataloge oder Werbeträger und natürlich auch auf die eigenen Sachen. Nach vielen Jahren im Beruf stumpft man doch ganz schön ab, durch den Kurs kann ich nun mit Elan und neuen Ideen an meine Arbeit herangehen«. 

Susanne Israel, Herstellerin in Hannover